Stockholm für Anfänger | Essen und andere Konzepte zwischen Apothekerschnaps und Wikingerkeller 4/4

[Werbung ohne Auftrag | Gutes gehört weiter gesagt]

Stockholm hat unzählig viele schöne Cafés und Restaurants und so viele wir besucht haben, so viele habe ich mir mangels Magenkapazitäten für meinen nächsten Stockholm-Besuch notiert. Wir haben unter höchst subjektiven Bedingungen die besten Kanelbullar / Zimtschnecken gesucht und gefunden. Wir haben die allseits empfohlenen Ladenketten wie zum Beispiel Urban Deli und Fabrique besucht und für nett befunden. Die Favoriten zwischen Apothekerschnaps und Wikingerkeller sind jedoch Läden die es nicht an jeder Ecke gibt.

Tadaaa!


Angefangen mit dem Zimtschneckentest haben wir in der Altstadt / Gamla Stan in der Naturbageriet Sattva. Eine kleine Bäckerei, die Zimtschnecken sind vegan, ein bisschen Platz zum Cafétieren ist vorhanden. Viele Schnecken später konnte uns nur der unscheinbare kleine Laden ums Eck von unserem Hotel in Norrmalm gewinnen – Le Violon Dingue. Lasst Euch das mal auf der Zunge zergehen, Name und Gebäck. Hier steht man weniger in einem Café, als mitten in der Backstube die von außen ein bisschen nach Imbiss aussieht. So gut getarnt haben wir sind nicht gleich entdeckt. Dass da kein Platz zum Sitzen ist macht nix, Gutes auf die Hand und in den Mund. Da können Urban Deli und Fabrique unserem Geschmack nach bei weitem nicht mithalten. Hin da!

Naturbageriet Sattva Stora Nygatan 6 in Gamla Stan
Le Violon Dingue Olof Palmes Gata 12 in Norrmalm

Zwischen den gut sättigenden Zimtschnecken war es tatsächlich nicht so einfach noch was Kulinarisches zu probieren und so liefen wir die folgende Station gleich zwei Mal an.

 

Snickerbacken 7 in der Dämmerung versteckt in einer Seitenstraße. Die Zeit der Sonne ist im November begrenzt, die Lust wieder hinzugehen stets vorhanden.

 

Mein Teller auf Gold und glänzende Stimmung im Stall.

Einer Empfehlung, von der immer wieder zu lesen ist, schließe ich mich sowas von an und wir waren wie geschrieben gleich zwei mal da – Snickerbacken 7. Die sättigende Zimtschnecke unterwegs war Schuld und der Eindruck, dass man hier nicht nur zum Gucken hingehen sollte, sondern unbedingt zum Essen, ob mittags oder abends, die saisonale Küche bietet Abwechslung. Gedacht, getan, begeistert. Die Karte ist klein, die Auswahl groß genug um für jeden Ernährungstyp was parat zu haben.

So schön, so lecker, so gut. Einst Pferdestall, dann Garage und heute Café, Restaurant + Concept Store. Die Räume wirken fast kirchlich, gotisch mit langem Säulengang. Der besondere Bau wurde 1898 von dem Architekten Isak Gustav Clason entworfen, wie auch weitere bedeutende Gebäude Stockholms, u.v.a. Östermalms Saluhall (Markthalle, die gerade saniert wurde). Im hinteren Teil war der Concept Store mit ausgewählten Kleidungsstücken, Wohnaccessoires, -textilien und Utensilien für den täglichen Gebrauch. Ob es immer noch so ist? Ich lese, da hat sich was getan. Aber das gute Essen bleibt!

Snickerbacken 7 Snickerbacken 7 in Norrmalm

Natürlich
ist auch in Stockholm nicht alles alles schön. Es gibt Schmuddelecken, hässliche Architektur,
Lieblosigkeiten und Muffelköppe. Wie immer ist es die Abwechslung
die es ausmacht, findet sich ein Schmankerl, ist das nächste direkt ums
Eck, ist die Straße lang und schmutzig, ist am Ende sicher ein ganz
besonders schöner Fleck. ♥

Und das nächste Café war son Fundstück. Wir waren in Secondhandshops, bei Filipa K, ein Laden reihte sich an den nächsten, Herzflattern folgte auf Fingerkribbeln im Stoffrausch. Und dann spazierten wir mit Lust auf heißen Kakao weiter. Puh! Tristesse – in Gesichtern, und Straßenbild. Ob da noch was kommt?

Bio Rio

Es kam. Die Sonne strahlte wieder, die Anzahl der freundlichen Gesichter stieg, dazu Kinderlachen und ein Blick aufs Wasser. Und – Bio Rio. Rio das Programmkino, Bio das Café? Ich weiß es nicht, ich machte mir meinen Reim aus diesem Zusammenschluss und wir waren glücklich über die Entdeckung. Also falls es jemanden in die Ecke verschlägt – da isses schön! Essen und Getränk für jeden Ernährungstyp vorhanden. Und – gleich ums Eck gibts noch n Fairfashionladen und weitere nette Cafés. Das Vurma z.B. Aber man kann ja nicht den ganzen Tag… Nicht?

Bio Rio Hornstulls Strand 3, gaaaanz im Westen von Södermalm

Coffice

Und weiter weiter… Auch ein Zufallsfund, das Coffice. Ein Co-Working-Space mit Café, gute Einrichtung, simpel und mit goldener Palme (warum hab ich die jetzt nicht fotografiert?). Und wenn ich den typischen schwedischen Chic schon nicht wirklich ausmachen konnte, hier waren immerhin einige Exemplare die ein geiles Gespür für Mode haben. Stach heraus, neben den anderen Praktisch-Capsule-Wardrobe-Reise-Langweilern wie mich. 😉

Einige Räume sind separat, zum einzelnen Arbeiten oder zum Buchen für Gruppen. Die Atmosphäre ist sehr entspannt, kein Druck beim Trinken und Essen, so dass der Platz gewinnbringend möglichst schnell neu besetzt werden müsste. Kann ich ja gaaar nicht leiden, so ne Cafés und Restaurants deren Wirtschaftlichkeit auf ein Maximum an hochfrequentierter Gästefluktuation basiert, da gehe ich nach Möglichkeit nur ein mal hin. Ich schweife ab… Also, hin da, Füße hoch, Päuschen, Pläuschchen, Leute gucken die am Fenster vorbei laufen, alles gut und mittendrin im hippen SoFo.

Coffice Tjärhovsgatan 5 in Södermalm

Apropos Co-Working… Das Norrsken House, wieder zufällig entdeckt. Co-Working in fett! Da kam mir Köln mit seinen kleinen Co-Working-Spacechen gerade zu putzig vor (was nicht schlecht ist). Es war spät und wir müde und wir hätten wohl ein StartUp gründen müssen um uns umschauen zu können, aber die Atmosphäre, die innenräumliche Struktur (soweit wir sie sehen konnten) – ist einen Blick wert! Die Sache mit der Norrsken Foundation begann 2016.

Norrsken House ist ein Büro für Leute mit einer Vision, die Welt zu einem besseren Ort zu machen (…) wir sind bestrebt ein Umfeld zu schaffen, dass dabei unterstützt, so viel Gutes wie möglich zu tun. Wir sind kein typisches Büro, ein Ort an den sie gehen um Miete zu zahlen (…) darüber nachzudenken, was sie tun könnten, wenn sie aussteigen (…) wir sind der Ort, an dem sie, wenn Unruhe hereinbricht, für ihre Ideen mehr Ja’s als Neins’ hören (…).
 
Achso, vorne in der Lobby an der Bar lässt sich was trinken!

Norrsken House Birger Jarlsgatan 57c in Norrmalm

Norrsken House

Tja, und dann war da noch der Wikingerkeller. So wie man als in Köln Wohnende eher nicht in die touristische Altstadt zum Essen geht, meiden es die Stockholmer in Gamla Stan vielleicht auch!? Ich weiß es nicht, aber das Kellergewölbe des Restaurants Aifur, so bunt gemischt das Publikum ist, so unterhaltsam das Konzept in Gewand und Gesang. Es ist mal was anderes zu Beginn der gesamten Meute vorgestellt, um mit Applaus an den Tisch geführt zu werden. Wasser und Wein werden in Tonkrügen oder dickwandigen Glasbechern gereicht und es ist schon eine Herausforderung mit Messer und Gabel aus grob geschlagenem Stahl den filigranen Salat in den Mund zu führen. Mehr als Salat gibt es da nicht für Freunde des Grünzeugs, dafür aber Livemusik aus Dudelsack und Wikinger.

Aifur Västerlånggatan 68b in Gamla Stan

Aifur: Musizierender Wikinger, die Herausforderung des Bestecks und zwei Wikingergesellen

Typisch schwedisch wurde es im Pelikan. Ein Prachtbau und allein das war der Anlass unseres Besuchs. Schaut mal bitte! Die Geschichte des typisch schwedischen Restaurants begann 1664, mit jedoch wechselnden Standorten und Besitzern. Meinen Geschmack traf das Essen an dem Abend leider nicht. Wer der Fleischeslust jedoch wohl gesonnen ist, wird dort zwischen Säulen und Palmen, auf Bugholz-Klassikern sitzend unter Wandgemälden sicher vor Freude jauchzen. 😉

Pelikan Blekingegatan 40 in Södermalm

Pelikan – und mich ärgert die Fotoqualität meines Handys und das kaputte Kameraobjektiv gar nicht. Nicht.

 

Es gab natürlich noch viel mehr, die schöne alte Markthalle / Saluhall. Allerdings wurde sie gerade saniert und der provisorische Neubau war nicht so dolle. Beim nächsten Mal also! Und noch was: Oben im Fotografiska Museum lässt es sich bei bestem Blick über Stockholm bestens speisen, aber dazu mehr im Feuilleton.

Fotografiska

Soweit die kulinarische Tag- und Abendgestaltung. Das Nachtleben in Stockholm ist so eine Sache. Auf Instagram bekam ich die Rückmeldung, dass die StockholmerInnen auf das Wochenende warten und man extrem hipp sein muss um zu wissen wo etwas stattfindet; dass sie andererseits viel Arbeiten und bei der Familie sind. Ich hatte hilfreiche Antworten erhofft! 😉 Gut, Essengehen und Alkohol sind schlicht teurer und das Daheimsein passt zum dänischen/norwegischen Hygge, dem so heimeligen Wohntrend im neuen Wortgewand. Es ist dunkler und kühler im Norden, damit ist die Geselligkeit im öffentlichen Raum eher den südlichen Gefilden zuzuordnen. Ein Erklärungsversuch. Und spätestens in Köln, wenn ich zeitgleich die abendlichen Aktivitäten vergleiche, beginnt der Süden. 😉

Nun, Ausgehtipps gibt es viele, wir saßen an Bars, in Plüschsesseln und … Wir Anfänger der abendlichen Stockholmer-Trinkkultur wärmten uns an einem der Abende in einer alten Apotheke auf, oben in Gamla Stan, zwischen dunklem Holz und alten Flaschen, am Hochprozentigen. Wegen Lichtverhältnissen und Beschäftigung mit Schwede und Volk – ich habe kein Foto für Euch.

Pharmarium Stortorget 7 in Gamla Stan

Drapiertes Grünzeug in der Saluhall

Und damit schließe ich mein erstes Kapitel in vier Akten der jungen Liebe zu Stockholm und melde mich direkt für das nächste Level an. Dann aber mit intaktem Normalo-Objektiv und wirklich ohne Blogpost! Dank der überbordenden Resonanz auf meine Tipps nach so vielen Stunden Arbeit, sollte ich meine Zeit anderen Dingen widmen die ich besser kann – eine laaange Stockholm-Sommerliste schreiben zum Bespiel! ♥

Zusammenfassung aller genannten Tipps zum Essen, Shoppen und für Kultur und Natur → auf der digitalen Karte zum Mitnehmen.

Liebe Grüße . Maren

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6 Kommentare

  1. Die Sache mit den Coworking Spaces gibt mir zu denken, willst du etwa auswandern? Ansonsten hab ich deine super Tipps abgespeichert, Stockholm steht schon lange ganz oben auf meiner Reiseliste, danke!

    • Minza will Sommer

      Freut mich, danke Dir für Deinen Kommentar + eine rundum schöne Zeit in Stockholm!

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