[ Werbung ohne Auftrag I Wichtiges und Gutes gehört weitergesagt ]
#plantsmakepeoplehappy und der #urbanjungle macht aktuell mit Blumen und Pflanzen rund 8,9 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Seit ein paar Jahren habe ich die Missstände hinsichtlich sozialer Fairness und den Mangel, was ökologisch nachhaltige Pflanzen angeht, auf dem Schirm. Vor drei Jahren schrieb ich einen Artikel über eine Neueröffnung eines Blumenladens und die Problematik des Blumenhandels. Schnittblumen sind für mich eine Seltenheit und auch was Topfpflanzen angeht, wurde ich zunehmend konsequenter. Und dennoch gab es einige Male im Jahr, wo ich im Gartencenter eine desolate preisreduzierte Pflanze mitnahm und es mir freundlich als ‘Rettung’ einredete. Das ist nichts anderes als Reduziertes im Fastfashion- oder Möbelladen mit dessen Kauf miese Unternehmenspolitik unterstützt wird, ob mit 19,90 € oder reduzierte 2,50 €.
Es gibt sie, die Alternativen, ökologisch nachhaltige Pflanzen für mehr Artenvielfalt, die mit wenig bis ohne Müll daher kommen – low waste, zero waste.
Der kurze Weg per Link zu Themen und Tipps in diesem Beitrag:
. Vor der Lösung das Problem
. Pflanzen und Samen tauschen + 5 Köln-Tipps
. Pflanzen retten
. Pflanzen selber ziehen
. Pflanzen und Samen kaufen
. Blumenerde und Pflanzenschutz
. Umtöpfe für Pflanzen
Vor der Lösung das Problem
Pestizide, Siegel und Kunststofftöpfe
Das was im Bau- oder Supermarkt angeboten wird, im Gartencenter, auf Wochenmärkten, von bekannten Online-Präsenzen, leider auch in kleinen feinen Interiorläden mit Pflanzenangebot, ist meist u.a. mithilfe von umweltschädigenden Pestiziden angezogen – bitte nachfragen, Ausnahmen sind wunderbar! Sie wachsen z.B. in Plantagen-Monokulturen unter Glas oder Folie, sind anfälliger für Pilzbefall und Schädlinge und dagegen werden Pestizide eingesetzt. Was für Gemüse und Obst gilt, gilt auch für Pflanzen, sie müssen perfekt aussehen und es wird nachgeholfen bis sie die gewünscht vollen Blüten aufweisen, fleckenfreie Blätter, satte Farben, kräftige Stengel, symmetrisch im Wuchs, andernfalls landen sie im Müll. Bei den Malen die ich mich im Handel durchgefragt habe, reicht das Wissen um die Herkunft gerade mal bis zum Großhändler, von der Anbausituation kein Plan. Wenn man es auf dem Balkon oder im Garten nicht nur grün und blumig haben will, sondern Insekten was Gutes tun möchte (tut Not) und ihnen nicht schaden will, sind ökologisch nachhaltige Pflanzen die bessere Wahl. Hier einige Pflanzentipps zum insektenfreundlichen Gärtnern.
Ausgewählte Siegel sind ein Hinweis auf die Herkunft und Qualität einer Pflanze. Die Handelsorganisation Fairtrade (ist nicht gleich Bio) lässt nach ihren (!) ökologischen und sozialen Standards Blumen anbauen. Z.B. ist der Einsatz von Pestiziden minimiert, nicht verboten.
Bio-Pflanzen gibt es von den bekannten Verbänden Demeter, Bioland, Naturland oder mit dem EU-Siegel. Beim heimischen ökologischen Landbau kommen weder Pestizide, Stauchungsmittel oder Torf zum Einsatz. Die Pflanzen sind robust, ohne Gift-Geschichte und haben keine langen Transportwege hinter sich. Zu bekommen sind sie deutschlandweit in rund 200 Bio-Gärtnereien, auf Märkten und in Naturkostläden oder direkt in Hofläden am Ort des Anbaus.
Ein weiterer Punkt ist, dass das was im Bau- oder Supermarkt verkauft wird, im Gartencenter, auf Märkten, von bekannten Online-Präsenzen, meist in üblichen Plastiktöpfen angeboten wird. Töpfe da lassen, zurück geben, verringert das Aufkommen, wenn das Unternehmen die Weiterverwendung anbietet und damit arbeitet. Das ist eher die Ausnahme als die Regel. Es gibt daheim zig Möglichkeiten der Weiterverwendung dieser Plastiktöpfe, aber die Mengen, die irgendwann doch im Müll landen, ist viel zu viel.
Alternative Töpfe werden aus Papier, gepressten Holzfasern, Pflanzen, Essensresten,… oder aus Kokosfasern hergestellt und verkauft (oder auch als Einzeltöpfe zur Anzucht). Der Energieaufwand zur Produktion lässt sich m.E. vermeiden, insbesondere Kokos als weit angereistes Material. Diese Töpfe sind zwar häufig als biologisch abbaubar ausgewiesen, aber nicht selten mit z.B. erdölbasierenden Verbundstoffen produziert, also insgesamt handelt es sich dabei selten um ein durchweg ökologisch nachhaltiges Produkt.
- Warum neu kaufen, wenn das was von alleine wächst schon da ist?
- Muss es exotisch sein, mit entsprechend passenden Beigaben, damit gedeiht, was nicht zu unseren Böden und unserem Klima passt?
- Wo gibt es low waste ökologisch nachhaltige Pflanzen?

Pflanzen und Samen tauschen
Zahlreiche private Möglichkeiten und organisierte Tauschbörsen bieten online und offline den Pflanzentausch an: Facebookgruppen, Kleinanzeigen, Schrebergärten, Bauernmärkte, u.s.w. → Die Suchmaschine Ecosia hilft beim Finden.
Fünf Köln-Tipps
1. Der VHS-Biogarten am Thurner Hof in Köln-Dellbrück bietet neben zahlreichen lehrreichen Workshops rund ums Gärtnern, den Anbau für ökologisch nachhaltige Pflanzen und Tauschbörsen an.
2. Wir von Zero Waste Köln laden ebenso immer wieder zum Tausch ein, wie auch
3. das Iglu von Kiss The Inuit, da lohnt es sich die Pflanzentauschtermine im Blick zu behalten und immer mal wieder bei
4., dem ständigen Tausch von Pflanzenablegern im Secondhandladen Mooii in Nippes vorbeizuschauen.
5. Zehn Saatgutboxen sind in dieser verlinkten Karte allein in Köln aufgeführt. Im CarlsGarten gibt es die Samenbibliothek: Samen mitnehmen oder tauschen.
Pflanzen retten
1. Grünabfall Friedhof
2. Grünabfall Gärtnerei
3. Grünabfall (Pflanzen-) Markt
Im Grünabfall auf Friedhöfen zum Beispiel liegen oft verblühte Schätze, die mit ein bisschen Zuwendung von Wasser, Licht, Erde und Zeit wieder in voller Pracht erstrahlen. Dafür wühle ich nicht in Biomülltonnen wie sie hier in Köln auf einigen Friedhöfen stehen. Ich kenne es aus der Heimat so, dass das entsorgte Grün auf einem Haufen neben der Wasserstelle liegt. Es hat mit Pietät zu tun und so wühle ich nicht während ein Trauerzug vorbei zieht, sondern schaue in ruhiger Minute was zu schade für den Müll ist.
Hier auf den Fotos sind zwei größere Hortensien zu sehen, die einst verblüht und halb vertrocknet im Grünabfall lagen und jetzt wieder so herrlich blühen. Einen Rhododendron habe ich aus dem Abfall einer Gärtnerei (die zwei anderen die ich mitnahm, habe ich nicht aufgepäppelt gekriegt). Fallen Euch weitere Quellen ein? Habt Ihr schon mal in Gärtnereien oder auf Märkten gefragt, ob Ihr ‘Abfälle’ mitnehmen könnt?

Pflanzen selber ziehen
Ob Pflanzen zur Zier oder auch zum Essen, ob aus selbst gesammelten Samen oder Stecklingen gezogen oder aus “Essensresten” wie Frühlingszwiebeln, Avocado, Ingwer, Lauch, etc., es spart Geld und man weiß nun wirklich ‘wo es herkommt’. Als Behältnisse dafür eignen sich neben dem Überschuss von Plastiktöpfen, gefaltetes Papier, Klorollen, Eierkartons, etc. alles was so da ist.
Ich selber ziehe mir für den Waldgarten lediglich mein Efeu als Waschmittel nach und weiß blühendes Immergrün, Minze, Tomate… Was anderes wächst in diesem Stadtgarten mit großen Bäumen kaum und der Platz für Töpfe und Hochbeete ist begrenzt. Es ist nur ein Mietgarten, deshalb halten sich meine Investitionen im Rahmen. Und so sehr ich es da draußen liebe, ich bin (leider) keine leidenschaftliche Gärtnerin und bewundere es um so mehr bei anderen.
Pflanzen und Samen kaufen
Samen | Wenn das Einfachste, Samen selber zu ernten nicht möglich ist, favorisiere ich für meinen eher geringen Bedarf die oben genannten Bezugsquellen. Was die Lage, Auswahl und Qualität von Bio-Gärtnereien angeht, weiß ich nicht viel mehr als das was die Suchmaschine hergibt. Dennoch, auf Flohmärkten habe ich immer mal wieder eine Samenauswahl entdeckt, gerade jetzt im Frühjahr. Einige Bio- und Unverpacktläden führen ökologisch gewonnenes Saatgut in kleinen Papiertütchen. Wer so gar nicht mobil ist, wird natürlich auch online fündig, hier eine Liste des NABU mit Bezugsadressen von Samen und Pflanzengut aus ökologischer Erzeugung.
Pflanzen | Ohne mit viel Wissen über Pflanzen gesegnet zu sein, gibt es ein paar grundlegende Parameter zur Pflanzenwahl die Biodiversität fördern, insektenfreundlich und nachhaltig gesund für alles Umgebende sind.
Wählen:
– ungefüllte Blüten mit sichtbaren Staubgefäßen
– heimische Wildpflanzen, statt gezüchtete Dekopflanzen ohne Nektar und Pollen
– verschiedenen Blühzeiten, um ein ganzjähriges Nahrungsangebot zu bieten
Es gibt Ausnahmen der Regeln. Hier ein Direktlink zur Pflanzenliste des NABU mit empfohlenen Frühblühern bis Wildstauden.
Blumenerde und Pflanzenschutz
Blumenerde aus Torf ist eine Klima-Schleuder und mindert die Bodenqualität. Moore sind kurzfristig nicht oder nur sehr eingeschränkt regenerierbar. Kokosfasern werden oft als Alternative vorgeschlagen. Sie kommen am ökologischsten als Block gepresst zu uns und quellen mit Wasserbeigabe wieder auf zur Verwendung. Es bleiben die langen Transportwege und damit vermeidbare CO₂-Emissionen. Vegane Pflanzerde? Tierisches Knochenmehl, Horn, … sind keine seltenen Beigaben.
Warum pflanzen wir nicht das,
was in unserer heimischen Erde gut gedeiht!?
Aus dem Haufen mit Grünabfällen hinten im Waldgarten, entnehme ich von unten Erde für meine Topfpflanzen und Beete. Es hat einige Jahre gebraucht, bis ich darauf gekommen bin – wenn das Gute liegt zu nah… Mögliche alternative Quellen, auch mit unverpackter, günstiger bis kostenfreier Blumenerde:
• In Kleinanzeigen wird nach Umbaumaßnahmen häufig Erdaushub / Mutterboden verschenkt.
• Wertstoffhof, städtische Kompostanlagen: Wie ich lese, wird je nach Ort, lokal gewonnene Erde unverpackt verschenkt oder in Großgebinden verkauft (Köln: KöKo).
• Ebenso gibt es bäuerliche Betriebe und Friedhöfe die lokal gewonnene Erde, ohne fragliche Beigaben, anbieten.
• Und dann las ich, gibt es noch viele Maulwurfshügelsammler:innen im öffentlichen Raum.
Alternativen zu Kunstdünger und Pestiziden zum ökologisch nachhaltiger Pflanzenschutz bieten eine Reihe von natürlichen Verfahren. Damit kenne ich mich nicht aus, deshalb nur ein weiterführender Link zum Artikel Biologische Pflanzenschutzmittel vom BUND.
Umtöpfe für Pflanzen
In Sozialkaufhäusern (sämtliche Tipps für Köln hier) und auf Flohmärkten halte ich Ausschau nach Blumenumtöpfen, schönen Eimern, Kannen, Wannen, Körben, Porzellanschüsseln, Koch- und Backbehältern,… auch wenn ich gerade nicht akut etwas brauche. Deshalb ist eine Liste von generellen Dingen hilfreich, auf die schaue ich unterwegs. Denn wie es mit dem Secondhandkauf so ist, man findet nicht immer sofort was man braucht, aber gerne das, von dem man noch gar nicht wusste wie nützlich es ist oder einmal sein wird.
Es ist schon so viel da!
Liebe Grüße . Maren
P.S. apropos ‘es ist schon so viel da’, mit ein bisschen Zeit und Mühe findet’s sich: Die Steinplatten sind gebraucht, angeschleppt und verlegt, Gartengeräte sind vom Flohmarkt, das Bettgestell aus den Kleinanzeigen, Tisch und Stühle ebenso und vom Sperrmüll, der Marmortisch ist aus dem Sozialkaufhaus Emmaus, Decke und Kissen auf dem wetterfesten DIY Gartenbett ebenso. Machts Euch schön!
Ein super Beitrag mit echt vielen spannenden Ideen! DIe Maulwurfhügelsammler sind ja genial 😀 Danke und liebe Grüße,
Ela
Nicht wahr?! 😀 Gerne!
“Es ist schon alles da” stimmt 100%! Manchmal vergesse ich es oder es ist mir mühsam.
Aber der Beitrag macht Mut und (wieder) Freude “dran zu bleiben” und mit Phantasie und Lust
diesen nachhaltigen Weg konsequent und mit Spaß weiter zu gehen! Danke für die Inspiration!
LG Marie
Ohja, wie geschrieben, ich brauche selbst immer mal wieder eine Erinnerung und freue mich über Deine Worte! Danke Dir, Marie!
Vielen Dank für diesen informativen und sinnvollen Beitrag. Ich unterzeichne nächste Woche den Vertrag für meinen eigenen Schrebergarten (auch hier in Köln) und plane gerade, wie ich deine Tips umsetzen kann. Zum Beispile werd ich die Komposterde bei KöKo holen, wo ich sonst zum “normalen” Handel gegangen werde. Werde jetzt die gesammelten Links abarbeiten. Vielen herzlichen Dank!!
Ist ja toll, freut mich, dass der Beitrag zeitlich so passend ist!
Auf eine schöne Zeit im neuen Garten! LG Maren
Hallo Maren,
danke für diesen ausführlichen Artikel. Bezüglich der Pflanzen hatte ich mir noch keine Gedanken über ihre Nachhaltigkeit gemacht. Wir haben unsere Pflanzen von unserem Vormieter überlassen bekommen und den Rest habe ich über Ebay Kleinanzeigen erworben. Jetzt habe ich eine Auswahl, die ich vermehren kann und dann auf einmal steht die Wohnung voll 🙂
Mit Basilikum aus dem Supermarkt habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht auf langes Leben hin gezüchtet ist. Hier zahlt es sich aus, auf höherpreisige Pflänzchen zu setzen oder ihn gar aus Samen selbstzuziehen.
Blumenerde habe ich bisher immer in Bio-Qualität in der Plastikverpackung gekauft. Allerdings hatte ich jetzt bereits zwei Winter hintereinander einen Befall von Trauermücken 🙁
Liebe Grüße
Korinna
Liebe Korinna, danke für Deinen Kommentar und die informativen Ergänzungen! Pflanzen per Wohnungsübernahme zu bekommen, ist ja mal perfekt!
Liebe Grüße . Maren
Wow, das war so ein informativer Post, ich bin richtig begeistert! Ich lebe eigentlich sehr bewusst und achte sehr auf meinen Konsum. Ich kaufe nur regional und bio ein, benutze nur Naturkosmetik, meine Mode hat immer mehrere Fairtrade-Siegel oder kommt aus second hand Läden und selbst meine Vitamine besorge ich mir nur in naturreiner Form und tierversuchsfrei bei XXX (← Edit von Maren: Werbelink entfernt, weil inhaltlich nicht passend). Aber ich muss gerade einigermaßen geschockt feststellen: dass ich mir bei Pflanzen über all das noch nie Gedanken gemacht habe!! Ich danke dir so sehr für deine Bemühungen für dieses Thema! Ich werde mich da jetzt definitiv weiter einlesen und auch hier mein Kaufverhalten ändern. 🙂
Danke!!!
Franka
Danke für Deinen Kommentar, Franka! Aspekte der Nachhaltigkeit ziehen sich durch jedweden Lebensbereich, ich selbst taste mich auch immer weiter neugierig voran… Liebe Grüße . Maren
Hallo,
danke für diesen Artikel. Dieses Thema hatte ich so gar nicht auf dem Schirm, aber es ist wichtig und gehört gesagt. Danke, dass du das übernommen hast.
Deine Ideen werde ich auf jeden Fall umsetzen.
Grüße
Maren
Lieben Dank für Deine Rückmeldung, Maren! 🙂
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Hey Maren! Danke dir für den Input und deinen Einsatz! Freue mich aufs Frühjahr und darauf, unseren ersten eigenen Garten anzulegen 🙂
Beste Grüße
Christoph